Reisen

Mein Weg zu The Track: 520 km in 10 Tagen durch die australische Wüste

Das war es nun…weitere sechs Monate intensives Training mit Christian Gertel und dem Laufszene Training zur Vorbereitung auf THE TRACK.

Mein Trainingsziel und wie es dazu kam, hier in der Kurzversion:

Zur Buchmesse in Leipzig im März 2018 haben mein Partner Gunnar und ich, Rafael Fuchsgruber persönlich kennengelernt. Er ist der deutsche Wüstenläufer schlechthin und Gründer des Little Dessert Runners Club kurz LDRC. Er erzählte unter vorgehaltener Hand von seinem Plan, mit dem LDRC in Australien bei The Track zu starten. Ich war Feuer und Flamme, Australien ein langer Wunsch und das auch noch laufend und mit dem LDRC…einfach traumhaft. Irgendwie haben wir uns dann aber doch dagegen entschieden, wir sollten erstmal das machen, was wir etwas besser können…laufen in den Bergen. Soweit so gut…auf der Rückfahrt vom ZUT, wir waren beide mit unseren Ergebnissen mehr als zufrieden, ein Post im LDRC: noch zwei Plätze frei, es muss sich aber sofort entschieden werden. Einen kurzen Schriftwechsel, ein längeres Telefonat mit Rafael und wenige Stunden später sind wir angemeldet.

The Track…was ist das und warum dieses Training:
520 km in 10 Tagen, 9 Etappen davon die letzte über ca. 130 km und das Ganze in Eigenversorgung, nur das Zelt und Wasser werden vom Veranstalter gestellt. Sprich, alles was wir benötigen, haben wir im Rucksack. Wechselsachen, Duschgel, Shampoo…Fehlanzeige. Eine abgebrochene Zahnbürste und ein winziger Kamm müssen reichen. Isomatte, Schlafsack, Kochgeschirr, Daunenjacke, Pflichtausrüstung und täglich 2.000 kcal in Form von Pülverchen und Tütennahrung, mehr passt in den Rucksack nicht rein und mehr kann mein Körper auch nicht tragen, wie ich im späteren Training schnell merke.

Christian habe ich sehr schnell mit dem Vorhaben konfrontiert. Ich glaube, er war ziemlich geschockt. Mit so etwas hätte er auch nicht gerechnet und auch für ihn war es Neuland. Er musste mir ja irgendwie einen Trainingsplan schreiben.

Die Saison 2018 habe ich dann mit der Tour de Tirol erfolgreich abgeschlossen, meinem Körper geplant etwas Ruhe gegönnt und zum ersten Mal ging es dann mit Rucksack auf die 50 km Wanderung beim Adventure Walk. Wenn ich daran heute zurückdenke, glaube ich, der Rucksack war fast leer. Der war damals so leicht, aber ich hatte ein erstes Gefühl und von da an, waren der Rucksack und ich unzertrennlich. Ich habe viele Kommentare gehört, vor allen Dingen auch wegen der Trinkflaschen. Die wurden als Beatmungsgeräte, Sauerstoffflaschen betitelt oder ob ich Wein drin hätte. Beim Anblick von hinten mit dem Rucksack kam dann oft, ob ich meinen ganzen Hausrat mitnehme oder ob mein Mann mich rausgeschmissen hat. Bei Lauffreunden wurde ich eher gefragt, wenn ich mal ohne Rucksack unterwegs war, wo ich denn den gelassen hätte.

Das Training
Die erste grobe Trainingsplanung sah für die sechs Monate 2.400 Trainingskilometer vor und davon in den letzten paar Wochen 160 bis 210 km pro Woche. Das war die Theorie, die Praxis sah dann doch etwas anders aus. Es gibt ja noch andere Dinge im Leben außer Laufen. Und da meine ich noch nicht einmal die privaten Dinge wie Partner, Familie, Freunde…nein, den größten Teil seiner Zeit verbringt man ja nun einmal auf Arbeit. Und etwas Erholung benötigt der Körper ja auch. So sind es am Ende ca. 1.580 km geworden und davon wirklich ein großer Teil mit Rucksack. Klar klingt das jetzt nicht so viel, wenn man 520 km in 10 Tagen laufen will. Aber für mich sind es doch ziemlich viele Kilometer, mein Körper musste sich an diese Belastung langsam gewöhnen. Das Gewicht haben wir allmählich gesteigert. Anfangs war ich mit ca. 2-3 kg unterwegs. Schnell merkte ich, dass das Gewicht auch auf den Körper und speziell auf die Knie geht. Kurze Rücksprache mit Christian und er hat mir dann noch das wöchentliche Stabiprogramm angepasst, ich habe Yoga zu Hause praktiziert und auch Norman Heidenbluth wurde zu Rate gezogen. Er hat mir dann noch einen Übungsplan für die Kraftübungen zusammengestellt. So kommen zu den vielen Laufstunden auch noch einige Stunden auf der Bodenmatte.

Der Trainingsplan sah immer zwei harte Wochen mit immer länger werdenden Einheiten und eine relativ ruhige Woche vor, um dem Körper die notwendige Regeneration zu geben. Das war dann meistens auch bitter notwendig. Viele Stunden bin ich im Dunklen durch die Straßen von Radebeul hin- und her gelaufen, habe Intervalle bei Starkregen und Wind auf dem Sportplatz in Reichenberg absolviert, bin mit lieben Freunden bei Eisglätte auf dem Malerweg langgeschlittert, habe die wunderschöne weihnachtliche Beleuchtung von Wackerbarth fast wöchentlich genossen, bin mit einer ganz lieben Freundin direkt nach dem Adventskonzertkonzert im Stadion über Niederwartha nach Hause gelaufen, die Elbradwegrunde über Niederwartha nach Meißen oder Dresden kenne ich nun in und auswendig, einige Wettkämpfe wurden mit Rucksack absolviert, der Citylauf in den langen Lauf eingebunden, habe die sich langsam entfaltende Natur mit dem frischen Grün der Blätter, vielen Blumen und kleinen Lämmchen und Kälbchen sehr intensiv wahrgenommen. Wer langsam läuft, hat mehr davon. Der Kopf hatte allerdings auch manchmal schwer zu arbeiten. Aber das Erste was ich vor jetzt reichlich vier Jahren über das Ultralaufen gelernt habe, achte auf deinen Körper und deren Signale sowie einen Ultra finisht man im Kopf. Die Worte von Reiner Mehlhorn haben sich stark eingebrannt: „Stelle dir immer schon vorher deinen Zieleinlauf vor, dann wirst du es in schwierigen Momenten abrufen können und es wird dir bis ins Ziel helfen.“ Ich habe jetzt ein großes Ziel und das ist Uluru. Ich will dort ankommen. Genau dieser Berg, rot von der Sonne beschienen, hat mich in schweren Momenten immer wieder angetrieben, die Schuhe auch bei schlechtem Wetter, Kälte und Dunkelheit anziehen lassen.

Zweimal habe ich das Training ausfallen lassen müssen, immer aus gesundheitlichen Gründen. Einmal bin ich gestürzt…so ein Rucksack schiebt ganz schön, wenn man mal ins Straucheln kommt und ich hatte den Knöchel leicht gezerrt und blau. Zum Glück nicht so schlimm und ich konnte am darauffolgenden Wochenende bei herrlichem Sonnenschein die 55 km beim Ludwig-Leichhardt-Trail, natürlich mit Rucksack, genießen.

Die letzten beiden Wochen mit gesamt 245 km in waren dann der Höhepunkt. Ich hätte gerne noch 10 km mehr absolviert, um auf die 400 km im Monat zu kommen, aber ein schmerzender Fuß haben mich zwischendurch zur Vernunft gerufen. Die letzte Woche ging dann mal so richtig bescheiden los. Der extreme Sturm, ein noch immer etwas schmerzender Fuß, einsetzende Dunkelheit und Kälte haben mir die Tränen in die Augen getrieben, ich war einfach nur am Ende. Nichts half, der Kopf war schwach. Gunnar nur kurz informiert, dass es so schlecht läuft und insgeheim gehofft, dass er schreibt, ich komme dir entgegen. Pustekuchen…Frauen sollten direkter sein. Er hat nur geschrieben, dann komme doch zurück. Da war ich aber auch schon auf dem Rückweg und ich war irgendwie noch mehr frustriert. 8 km wandern bedeuten aber auch fast zwei Stunden. So bin ich fix und fertig, total durchgefroren und trotzdem fast die komplette Distanz absolvierend irgendwann nach Hause gekommen.

Ins Trainingsportal habe ich dann geschrieben, das war ein Wort mit X…Jetzt hieß es den Kopf frei bekommen, abhaken und weiter machen. Am Mittwoch war ich froh, wieder ohne Rucksack laufen zu können. Der Fuß machte keine Probleme mehr und so war ich optimistisch für die kommenden drei Tage. Freitag dann ein Lauf im strömenden Regen über 28 km in der Nacht mit Angst vor dem Gewitter an der Elbe, Samstag 38 km an der Elbe, wo ich mich auch durchringen musste, wirklich die komplette Strecke zu absolvieren und nicht vorher abzukürzen und dann der Höhepunkt, der Marathon zum OEM. Der lief dann so gut, dass ich wirklich, so wie ich es mir auch vorgestellt hatte, mit Tränen in den Augen, total erschöpft aber überglücklich ins Ziel gekommen bin. Und manchmal bin ich schon etwas verrückt…mit Blick auf die Uhr und den gelaufenen Wochenkilometern bin ich dann noch 1,5 km mit kleinem Umweg vom Bahnhof nach Hause gelaufen. Es sollten unbedingt die 135 km stehen.

Die Ausrüstung
Aber zu der Vorbereitung gehört nicht nur das Training dazu. So hieß es eben auch die gesamte Ausrüstung besorgen und sorgsam auswählen. Es wurde alles gewogen und ultraleicht gekauft, die gesamte Nahrung testen. Das Tailwind mir die notwendige Energie während des Laufes geben wird, stand ja fest. Damit versorge ich mich ja schon ziemlich lange. Aber alles andere musste probiert werden. So gab es zig Sorten von Adventurenahrung zum Mittag oder Abendessen. Manches wurde sofort aussortiert anderes als schmackhaft empfunden. Die Isomatte habe ich auf meine Länge gekürzt und auch den Schlafsack…das ist ja alles unnötiges Gewicht und in die Länge werde ich definitiv nicht mehr wachsen.

Die Zeit war hart, fordernd aber auch schön, der Kopf ist stark geworden und mental auf vieles vorbereitet, ich bin stolz auf mich und dankbar, dass mein Körper so gut durchgehalten hat. Christian danke ich ganz besonders für den Trainingsplan. Er war immer für mich da und hat auch am Wochenende auf meine Fragen reagiert, für mich eine ganz tolle Zusammenarbeit.

Jetzt heißt es die Form halten, gesund bleiben, Ruhe bewahren, Tasche packen und die Vorfreude genießen. Am 15. Mai 2019 fällt dann der erste Startschuss auf meinem Weg zum Uluru.

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